Donnerstag, 11. Februar 2016

Karaoke, Kino und Konzerte

Karaoke, Kino und Konzerte


Bitte kürzt diesen Titel nicht ab, denn das klingt dann wie eine Gruppe, die es eher nicht so mit kulturellem Austausch hat... Aber er passte so gut!
Nach den doch eher traditionellen Seiten des Alltags widmen wir uns nun wieder dem Alltag in Japan- nein, keine Sorge, es wird keine detaillierten Protokolle meines Japanischunterrichts geben. Der ist nämlich von doofen Sprüchen abgesehen meistens eher mäßig interessant.

Falls doch jemand mal einen Enblick haben möchte...
Hier mache ich gerade Hausaufgaben
Der Dezember war der Monat, in dem das Heimweh am schlimmsten wurde. Es ging auf Weihnachten zu und diese Zeit verbringe ich gewöhnlich mit meiner Familie und meinen Schulfreunden. Ich war zwar vor Weihnachten mal einen Tag in der Kirche, aber das war nicht unbedingt das besinniche Erlebnis, was ich sonst in Deutschland habe. Der Gospel-Touch und die ungezwungene Abfolge des Gottesdienstes mit anschließendem Mittagessen waren zwar interessant und erfrischend, aber der Gastprediger aus Kanada, der an diesem Tag dort war hat mir doch ein bisschen Angst gemacht. Ich will nicht groß ins Detail gehen, aber was da ablief, hatte schon sektenartige Züge. Ich war entsprechend froh, als ich wieder zu Hause war.

Dieses Foto hat mein amerikanischer Freund Kyu-kun
gemacht als wir das erste mal beim Karaoke waren
Gut, dass es Anfang der Ferien eine moderne japanische Tradition zu begehen galt: wir hatten ein Bounenkai, eine "Feier um das Jahr zu vergessen". Nach einer ersten Runde mit Alkohol und Eintopf in einem Izakaya ging es in eine westlich angehauchte Bar mit Dart und Snacks und schließlich in der dritten Runde zum Karaoke. Und Karaoke find ich super. Anders als in Deutschland sind in Japan Karaokebars eher mit kleinen Räumen ausgestattet, wo man nur mit seiner Gruppe singt und feiert- es ist also nicht ganz so peinlich als wenn man vor versammelter Mannschaft singt. Das Mitlesen der Texte klappt mittlerweile schon ganz gut, aber ich singe doch am liebsten Songs, die ich gut kenne. Auf Japanisch, versteht sich. Klassiker die dazu gehören sind zum einen Zankoku na Tenshi no These aus Neon Genesis Evangelion und Moonlight Densetsu aus Sailor Moon. Letzteres singe eigentlich immer zum Aufwärmen. Begleitet wird man von seinen Freunden mit Tamburinen und Rasseln.

Die Zeit danach war eher einsam. An Heiligabend wurde ich morgens wach und habe furchtbares Heimweh gehabt... ich bin also um mich aufzumuntern ins Kino gegangen um mir nochmal den Winterfilm von Kamen Rider anzusehen. Da in Japan Weihnachten kein gesetzlicher Feiertag ist, hatten die Läden ganz regulär geöffnet und so konnte ich die Zeit bis zum abendlichen Skypen mit der Familie rumkriegen.
Meine Freunde waren größtenteils auf dem Weg in ihre Heimatstädte und -Präfekturen, denn in Japan verbringt man Neujahr zu Hause mit der Familie. Zum Glück war eine Freundin wegen der starken Schneefälle daheim in Shizuoka geblieben und so ergab es sich nach einem gemeinsamen Treffen zum Filme gucken, dass wir gemeinsam mit anderen daheimgebliebenen und Austauschstudenten Silvester feierten. Es war ein ruhiger Abend mit Snacks und Alkohol und wir haben Kouhaku Uta Gassen geschaut- eine japanische Silvestershow, bei der bekannte Musiker in Teams gegeneinander antreten. Es ist aber keine Spiel- sondern tatsächlich eine Musikshow.
Gegen Mitternacht gab es dann Soba-Nudeln... Toshikoshi Soba sind spezielle Nudeln, die man an Silvester isst. Sie sollen langes Leben symbolisieren. Unsere waren leider nur Cup Nudeln aus dem Convenience Store, aber man kann ja nicht alles haben. Um Mitternacht haben wir dann mit Sekt angestoßen und sind zum Sengen Jinja gegangen. Es war schon komisch, kein Feuerwerk zu hören. Nach japanischer Tradition ist die Neujahrsnacht nämlich eine stille. Am Schrein war die Hölle los. Es waren wie bei einem Volksfest Essensstände aufgestellt und an jeder Ecke konnte man Omikuji ziehen. Für mich hält das Jahr wohl dieses mal großes Glück bereit, denn dieses mal bekam ich Dai-kichi (großer Segen). Auch hier beteten wir, wobei wir die Münzen dieses mal wirklich werfen mussten weil es so voll war und die Mönche vollzogen eine Zeremonie um böse Geister auszutreiben.
Das Jahr 2016 ist übrigens das Jahr des Affen nach dem chinesischen Tierkalender (der auch hier benutzt wird). Da ich im Jahr des Affen geboren bin (1992) bedeutet das für mich ebenfalls großes Glück. Da kann ja nix mehr schief gehen!

Im Januar führte mich der Weg mal wieder nach Tokyo. Am 20. und 21. Januar (ich war am 20. dort) fand das Chou-Eiyuusai (Superheldenfest), das alljährliche Kamen Rider und Super Sentai-Konzert statt. Zusammen mit meinem lieben Freund Tim (ihr erinnert euch vielleicht an ihn) ging es zuerst wie gewohnt ins Kamen Rider-Restaurant zum Mittagessen und abends dann in eine der wohl bekanntesten Kampfsport- und Konzerthallen Japans, das Nippon Budoukan. Zusammen mit über 8000 weiteren Fans feierten wir die Superhelden, die wir so lieben. Der Abend begann mit einem Bühnenstück, in dem die Helden aus Kamen Rider Ghost und Shuriken Sentai Ninninger Seite an Seite kämpften. Es folgte eine kurze Talkshow mit den Darstellern der Serien. Für die Ninninger hieß es Abschied nehmen, denn ab 14. Februar nimmt eine neue Sentai-Staffel ihren Platz ein, für das Team von Ghost geht es gerade erst los, nachdem sie im Oktober den Staffelstab von Kamen Rider Drive übernommen haben. Danach folgten Songs bis zum Abwinken und spätestens ab da gab es kein Halten mehr. Mit bunten Leuchtstäben, die so ziemlich alle Besucher in irgendeiner Form besaßen, wurde im Rythmus herumgewedelt und laut die Texte mit gegröhlt- allen voran Tim und ich, die einzigen Europäer in unserem Bereich der Tribüne. Und an stellen, wo selbst die Japaner um uns herum nicht weiterwussten, waren wir textsicher- die anderen waren wohl etwas jünger und kannten die älteren Serien, deren Songs da geschmettert wurden nicht so gut. Macht nix, zur Not wird auch alleine
gesungen, trotz dicker Erkältung. Ein besonderes Highlight waren die Überraschungsgäste- an diesem Abend waren es die Schauspieler aus Tokusou Sentai Dekaranger, die nach 10 Jahren einen Jubiläumsfilm bekamen. Das war für Tim und mich ziemlich emotional, denn Dekaranger war eine der Serien aus der Zeit, in der wir uns kennenlernten und mit diesen Serien angefangen haben.
Nach diesem Event ging es direkt am nächsten Tag wieder nach Shizuoka zurück, denn leider hatte ich ja freitags noch Uni... für die beiden Tage in Tokyo hatte ich mich vom Unterricht entschuldigt. Aber am liebsten wäre ich donnerstags nochmal hingegangen.


Und dann war ich neulich noch zum ersten mal in Shimizu, der Hafengegend von Shizuoka (Shimizu war früher ein unabhängiger Ort, gehört jetzt aber zur Stadt). Dort gibt es einen Gebäudekomplex wo Fischfans auf ihre Kosten kommen... also... kulinarisch. Für den Aquarianer vielleicht eher nicht geeignet. Es sei denn er hat kein Problem damit die Tiere, die er als Haustiere hält auch zu essen. Äh
Jedenfalls gibt es dort zwei Teile. Zum einen einen großen Fischmarkt, auf dem man Meeresfrüchte aller Art kaufen kann. Manche davon werden lebend in Becken gelagert, andere zugeschnitten und auf Eis. Ja, da waren lebende Schollen. Und ja, die taten mir irgendwie Leid obwohl ich gerne Scholle esse...
Zum anderen gibt es dort eine Restaurantmeile mit Fisch in allen erdenklichen Variationen und Zubereitungen. Dort war ich dann mit meiner Tandempartnerin zum Mittagessen verabredet. Mein Menü bestand aus einer Miso-Suppe, Kartoffelsalat, eingelegtem Gemüse, Tempura (frittiertem Fisch und Gemüse auf Reis) sowie Sashimi (rohem Fisch) auf Reis und war nicht allzu teuer für die Menge und den Sättigungseffekt. Und natürlich den Geschmack.
Was man neben Restaurants auch dort findet ist eine Vitrine mit einem der typisch japanischen
Yuru-Chara (Maskottchen). In Japan hat so ziemlich jede Stadt, Präfektur, Firma, jeder Laden... ach eigentlich gibt es kaum etwas, was kein solches Maskottchen hat. Dieses Maskottchen heißt Magu Magu und steht wohl für das Thunfisch-Festival im Hafen. Es ist daher ein Thunfisch. In Festival-Kleidung. Glaubt mir, es gibt noch merkwürdige Figuren als Magu Magu. Und weniger niedliche.

Können diese Augen lügen?
 Alles in allem habe ich mich mittlerweile in Japan eingelebt und mein Heimweh ist größtenteils weg. Shizuoka wird langsam immer mehr zu einem zu Hause, auch wenn ich immer mal wieder Sehnsucht nach Tokyo habe. Wenn ihr das hier lest, habe ich wahrscheinlich auch meine Prüfungen schon hinter mir und plane gerade meine Ferien... um den Umzug herum, denn für uns geht es im März in ein neues Studentenwohnheim das näher an der Uni liegt. Und Gemeinschaftstoiletten und -duschen und keine Klimaanlage hat... That's the real Studenten-Lifestyle.
Naja. Bis dahin gibt es hoffentlich noch ein paar interessante Dinge zu berichten und ich hoffe wir lesen uns wieder häufiger. Für's Erste aber:
Mata ne!







... Und wenn ihr jetzt noch weiterscrollt seht ihr einen ganz besonderen Typen, den ich im Kaufhaus getroffen habe. Einen alten Bekannten aus der Science Fiction-Film-Geschichte. Einen Bösewicht, der wie kein anderer einen schwarzen Helm, ein Cape und ein rotes Schwert tragen konnten. Einer der klingt als wenn er Asthma hat und seit Jahren seine Verbrennungen unter einem Helm verbirgt. Und einer, der "Ich bin dein Vater!" zu einem ikonischen Satz gemacht hat.
Jap. Genau der.

Come to the dark side... we have Sashimi
Der gute Anakin alias Darth Vader steht derzeit im Kaufhaus in der Innenstadt um für die im städtischen Museum stattfindende Ausstellung "Star Wars Visions" zu werben. Vielleicht schaue ich mir die dann auch mal an. Aber da soll noch einer sagen, in Deutschland übertreiben es alle mit Star Wars.

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