"Miriam, kannst du mal Hund sagen?"- Leben in Shizuoka
Hallihallo zusammen. Lange ist's her, dass ich mich das letzte Mal gemeldet habe. Der Grund? Naja. Als ich in Shizuoka ankam ist eine Woche lang erstmal nichts passiert und dann ist so viel los gewesen, dass ich nicht so wirklich Zeit und Muße zum schreiben hatte...!
Aber ja... bei mir ist soweit alles gut und es wird demnächst hoffentlich wieder ein paar mehr Einträge geben. Wenn auch nicht mehr in dem Tempo was ich in Tokyo draufhatte, aber das war ja auch was besonderes :)
Da ist er endlich, der Fujiyama. Sogar passend zum Blogtitel morgens fotografiert! |
Was ist also in den letzten Wochen passiert? Nun ja. Zu allererst bin ich natürlich, wie im letzten Eintrag geschrieben, von Tokyo nach Shizuoka gefahren. Am Bahnhof hat mich dann ein Deutschlehrer von der Uni Shizuoka abgeholt und er war sogar so nett mich zum Essen eingeladen! Das war mein erstes richtig japanisches Sushi... und sah ungefähr so aus:
Ich habe dann die erste Woche im Hotel gewohnt (in der Nähe vom Bahnhof) und mich mit dem Stadtzentrum vertraut gemacht, wie Spielzeugläden, großen Kaufhäusern, Buchhandlungen, Kinos usw.
Am 1. Oktober ging es dann ins Wohnheim. Der bereits erwähnte Deutschlehrer (von dem auch das Zitat in der Überschrift stand) hat mich und meine zwei Koffer also dorthin gefahren und... nach einigen Pannen, hab ich dann die anderen Deutschen wiedergetroffen und wir haben unsere Tutoren kennengelernt. Wir waren dann an der Uni (bei wunderbarem strömendem Regen) und dann ging es abends zum "Nomikai"- Nomikai bedeutet im Prinzip, dass man sich in einer japanischen Kneipe (Izakaya) trifft und dort für eine bestimmte Zeit ist und trinkt- man kann tatsächlich nur für eine bestimmte Anzahl an Stunden dort bleiben, weswegen meist noch mindestens eine zweite Runde angehängt wird, bei der die Örtlichkeit gewechselt wird. Darauf verzichte ich aber meist dankend, weil ich danach immer total müde bin.
Auf dem Weg in die Stadt durchquert man dieses Schlosstor |
Stadtzentrum, weshalb das meiste Gott sei Dank zu Fuß erledigt werden konnte. Leider liegt es dafür sehr weit von der Uni entfernt... die ist nämlich an einem Berghang am Stadtrand.
Die Uni ist zwar weit vom Stadtzentrum, dafür kann man aber die ganze Stadt von dort aus sehen! |
Das Uni-Maskottchen, Shizuppi |
auch noch ein paar Kurse Level 3 belege- sowie zwei Deutschkurse, wo wir sozusagen den Japanern die Deutsch lernen unter die Arme greifen und einen Kulturkurs, mit dem wir regelmäßig auf Exkursionen gehen.
Die erste Exkursion ging ins "My Home Center", eine Ausstellung verschiedener neuer Häuser, die man (als Japaner mit einem japanischen Grundstück) käuflich erweben kann. Sofern man das Geld hat, denn japanische Eigenheime sind, ähnlich wie Deutsche, nicht gerade billig. Es ging im Prinzip
Ein Zimmer für Wan-chan (oder Bello. Oder Liesel) |
Was ich besonders interessant fand, waren die teils recht ungewöhnlichen Räume (und deren Anordnungen). Ein Haus hatte beispielsweise ein eigenes Hundezimmer, dass an das Wohnzimmer angeschlossen war. Das selbe Haus hatte übrigens auch einen Dachgarten- ziemlich praktisch, da in japanischen Städten oftmals kein Platz für einen richtigen Garten ist. Viele Häuser hatten natürlich auch ein Tatami-Zimmer, obwohl das eigentlich nicht
Ein Tatami-Zimmer wie meine Beine es mögen. |
Danach gab es einen kurzen Trip in eine Wasabi-Fabrik, wo man sich in einem Raum mit Wasabi-Dampf foltern... äh... herausfordern konnte. Ich war selber nicht drin, aber meine Augen haben sich schon außerhalb des Raumes beschwert (beim Schreiben tun sie schon wieder weh). Im Souvenirshop nebenan gab es dann alle erdenklichen Speisen mit dem scharfen Meerettich. Die eingelegten Shiitake-Pilze waren schon echt lecker, aber die Schoko-Waffel war im Nachgeschmack dann doch nicht mein Ding.
In der gleichen Woche war ich übrigens wieder mal nerdig unterwegs. Kamen Rider Drive, die Serie in der der bereits in den Tokyo-Blogs erwähnte Yu Inaba dabei war, endete im Oktober nach einem Jahr Laufzeit und es gab eine große Abschiedsshow- die ich gerne vor Ort in Tokyo gesehen hatte, aber das war dann doch nicht möglich, weil ich keine Zeit hatte zu fahren (auch wenn ich montags frei habe) und sowieso kein Ticket mehr bekommen hätte. Jap. Die Show war auf einem
Montagabend. Manchmal fühle ich mich schon ein bisschen vera...lbert.
Daumen hoch für Live Viewing im Kino! |
Die Deko hätte ich gern für den heimischen Garten |
Am letzten Wochenende gab es dann aber doch ein Event, was man sogar nur in Shizuoka bewundern konnte: Den Daidogei World Cup! Für alle die denken: Was zur Hölle ist Daidogei? Das haben wir uns auch erstmal gefragt. Daidogei bedeutet so viel wie Straßenkunst- es waren also Schausteller da,
die ihre Auftritte in den Fußgängerzonen statt auf den Bühnen der Welt gaben. Leider habe ich nicht so viel davon gesehen, weil es an der Bühne extrem voll war und der Tag an dem ich dort war wegen dem schlechten Wetter auch buchstäblich ziemlich ins Wasser fiel, aber das was ich gesehen habe, war schon ziemlich interessant. Es gab allerhand Buden, die man sich wie bei einem deutschen Volksfest vorstellen kann: Stände zum selbst kreativ werden und mit Spielzeug für die Kids, Gerichte und Getränke aller Art und Süßkram- vor allem Paradiesäpfel. Auf verschiedenen Bühnen im Park, aber auch in der Innenstadt (dort auch oft ohne Bühne) präsentierten also Straßenkünstler aus aller Welt die unterschiedlichsten Dinge. Von Akrobatik über kleine Theaterstücke, traditionellen Gesang und Tanz sowie Stelzenlauf und Clowns-Sketche war so ziemlich alles dabei.Daidogei Performance! |
Mitstudentinnen aus der Slowakei und Tschechien haben wir uns von einem Führer dort in einem Mix aus Japanisch und gebrochenen Englisch die Geschichte des Schlosses erzählen lassen. Es war schon ziemlich interessant zu sehen, wie die Stadt früher aussah und man muss dem guten Herrn Tokugawa lassen... er hat sich ne ziemlich schöne Ecke von Japan ausgesucht um den Sommer zu verbringen. Leider ist von dem Schloss nicht mehr viel übrig, außer den Mauern und dazugehörenden Wassergräben und einigen restaurierten Gebäudeteilen, wie dem Tor, in dem sich auch das Museum befindet.
Ein Ort von dem allerdings erstaunlich viel erhalten geblieben ist, sind die Toro-Ruinen. Hinter dem Namen steckt eine Ausgrabungsstätte der Yayoi-Ära (ca. 400 vor bis 200 nach Christus), die Mitte bis
Wohn- und Lagerhäuser |
Auf dem Dach des Museums befindet sich eine Aussichtsterasse, von der man aus neben den Ruinen auch die ganze Stadt sehen kann- inklusive des Fujiyama, sofern das Wetter es denn zulässt. Als wir da waren war das Wetter zum Glück wunderbar und so entstand dieses Foto:
Ein Eingang mit Stil |
Die Lampe möchte ich auch haben! |
Schreinfest in unserem Viertel |
Das war nun erstmal ein grober Überblick über meinen ersten Monat in Shizuoka. Wie gesagt hoffe ich, dass ich demnächst wieder öfter schreibe. Ich denke, dass dann ein paar alltagsbezogene Artikel (aka Japan vs. Deutschland im Sinne von Dingen die ich komisch oder bemerkenswert finde) kommen werden, weil ich halt nicht mehr so unfassbar viel Zeit habe wer weiß was für abenteuerliche Dinge zu unternehmen- vor allem weil Shizuoka, wie der Name schon sagt (übersetzte "Stiller Hügel"- oder Silent Hill, wie die Horrorspiele-Reihe ;) ), relativ ruhig ist und man auch nicht dauernd überall irgendwas ungewöhnliches machen kann.
In diesem Sinne:
Mata ne!
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